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Brachycephalen Syndrom


Unsere kurzköpfigen Hunderassen wie z.B. die Französische Bulldogge und der Mops haben in ihrer Mehrzahl im Laufe ihres Lebens – früher oder später- Probleme beim Ein- und Ausatmen der Luft. Atemnot – eine unsägliche Qual. Wenn es den Besitzer bislang auch nicht so recht gewahr wurde – spätestens bei einem Infekt der oberen Luftwege wird der verengte Atmungsquerschnitt noch enger.

Die Hauptursache: Das zu lange Gaumensegel, welches sich auf den Kehlkopf legt und durch verstärktes Einatmen aufquillt. Inzwischen hängen die Tonsillen auch deutlicher in den Atemkanal und deren Seitengewebe, die Tonsillentaschen flattern bei der gequälten Atmung und tragen zu weiterer Verengung bei.

Wir haben schon seit mehr als 30 Jahren bei derartigen Gemeinheiten der Natur das Gaumensegel und die Adnexen mittels üblicher Chirurgie gekürzt. Man musste nur höllisch aufpassen, dass es nicht während und nach der OP zu Blutungen kommt, an denen der Patient durchaus ersticken konnte.

Mittels Laserchirurgie und die moderne Hochfrequenzchirurgie wurde dieser Problemkreis praktisch beseitigt. Es gibt bei der Vielzahl der Eingriffe jedoch noch immer wieder Patienten, deren weicher Gaumen schon während der OP explosionsartig aufquillt und für Lebensgefahr sorgt: Dieser Gefahr zu entrinnen ist nur möglich über einen Luftröhrenschnitt, ein Tracheostoma, welches nach einigen Tagen wieder geschlossen werden kann.

Die Ursache hierfür liegt in einer chronischen Entzündung des Luftwegsgewebes, wobei nicht selten – bzw. immer mehr -Antibiotika-resistente Keime auftreten. Diese entwickeln sich durch die vielfältige unkritische Anwendung von allen möglichen Antibiotika in der tierärztlichen Praxis, aber auch durch die teilweise wirklich blödsinnige Anwendung von Cortisonen aller Couleur.

Merkwürdig ist, dass in den tierärztlichen Praxen immer zuletzt an die Gaumensegelchirurgie gedacht wird, die in Deutschland inzwischen einen hohen „Aktien“-Kurs fährt. Preise von 1000 bis 3000 Euro soll die Beseitigung der Atemnot dieser armen Kerlchen kosten.

Wir haben zu keiner Zeit, die bei brachycephalen Rassen notwendigen chirurgischen Maßnahmen als besonders „hochwertig“ empfunden und übergeben unseren Kunden postoperativ Rechnungen in Höhe von maximal 300 bis 400 €, wobei selbst bei einem Luftröhrenschnitt 500 € nicht erreicht werden. Es handelt sich zwar um Eingriffe, die ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Sicherheitstechnik erfordern, jedoch immer noch im Bereich der „kleinen Chirurgie“ angesiedelt sind. Die Beseitigung von Ventilnasen ist immer inklusive.

Vielleicht ist mein Großvater schuld daran, wenn aus allen Teilen Deutschlands, selbst aus den Niederlanden, Dänemark, Österreich und der Schweiz Hundehalter in „Sachen Atemnot“ zu uns kommen. Der hat immer gepredigt: „Bescheiden steht uns doch so gut.“


Dirk Schrader, Hamburg


Tierärztliches Institut für angewandte Kleintiermedizin
Tierärztliche Gemeinschaft für ambulante und klinische Therapien
Dirk Schrader I dr. Steven-F. Schrader I dr. Ifat Meshulam I Rudolf-Philipp Schrader
-Tierärzte-

www.tieraerzte-hamburg.com

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